du bist fertig aufgewärmt, das einspielen war gut und trotzdem hast du lampenfieber. fertig umgezogen hörst du das surren der lichtanlage, das gemurmel des publikums, bist bereit heute die hauptrolle zu spielen. heute ist dein grosser tag, du weißt es, fühlst es. du gehst noch einmal alles durch. die szenen hast du hundertmal durchgedacht, perfekt einstudiert, bist bereit zu improvisieren. torjubel in der kurve der eigenen fans: du reisst die arme hoch, sprintest zur tribüne und springst in den zaun, den rechten arm hochgerissen, die hand zur faust geballt, dann läufst du richtung bank, reisst dein trikot über den kopf und bedankst dich anschliessend artig beim schiedsrichter für die gelbe karte. torjubel vor der tribüne mit den gegnerischen fans: die trabst langsam vorbei, hältst deine hand ans ohr, als ob du sie nicht hören könntest. alles grandios inszeniert, keine neue performance, aber eine allzeit gern gesehene. noch zehn minuten, der trainer kommt in die kabine, die nummer 8 hat sich beim aufwärmen verletzt, es gibt umstellungen, das taktische konzept wird verändert, du bist nicht mehr in der mannschaft. der co-trainer klopft dir auf die schulter – du bekommst schon noch deine chance. in dir bricht alles zusammen. du wolltest die nummer 9 sein, ein ronaldo, ein van basten, wenigstens ein toni polster. nicht die nummer 18, ein bankerldrücker, ein ewiger zweiter, ein edeljoker. fussball ist ein mannschaftssport, im interview wirst du sagen ‚wichtig bin nicht ich, sondern die mannschaft. ‚ aber ist es wirklich so? ganz tief drinnen will man eigentlich nur ein tor schiessen, das glücksgefühl geniessen, wenn der ball im netz zappelt, die mitspieler auf einen zulaufen, die fans grölen und der stadionsprecher deinen vornamen brüllt und die tribüne den nachnamen beisteuert. jetzt auf der bank macht sich frust breit, das spiel läuft und ihr spielt gut. kein grund einen wechsel vorzunehmen. du wirst heute wieder nicht spielen, willst gehen, dich in der kabine verkriechen, niemanden sehen. doch die kameras sehen alles, du musst dich zusammenreissen, gute miene zum bösen spiel machen. wenn am nächsten tag auf www. torpedoritter. at steht, du wärest angefressen gewesen wegen deiner nichtnominierung, kannst du einen einsatz im nächsten spiel auch gleich vergessen. so sitzt du auf der bank und bist teil des grossen theaters, der perfekten show für die zuschauer. du springst auf und jubelst über das tor deiner mannschaft und ertappst dich dabei, zu hoffen, dass sich einer der offensiven verletzt, damit du rein kannst. in der pause stehst du abseits, drückst dich in einen winkel der kabine, hörst die worte des trainers wie durch einen schleier. die anderen sind verschwitzt, noch immer mitten im spiel. die seiten sind gewechselt, die stimmung im stadion ist bestens, ausser bei dir. das spiel kippt, die gegner werden stärker, machen den ausgleich, gehen wenig später in führung. noch einmal keimt hoffnung auf bei dir, der trainer schickt euch zum aufwärmen. bekommst du noch deine chance? du beginnst zu träumen, siehst dich das alles entscheidende tor in allerletzter minute erzielen, siehst dich jubeln wie trézéguet nach dem golden goal im finale der EURO 2000. du versuchst eine gute figur zu machen, damit man nachher analysieren kann, dass man es schon beim aufwärmen gesehen hat, dass du heute die entscheidung bringen wirst. dein team wird immer weiter in die eigene hälfte gedrängt, am eigenen strafraum eingeschnürt, du siehst es, es berührt dich aber nicht. du willst nur spielen, dein tor machen. noch fünf minuten, viel zeit bleibt nicht mehr. ein konter, alle schreien am spielfeldrand. tor, ausgleich. ihr werdet zur bank gerufen, es gibt einen wechsel. du ziehst deine trainingsjacke aus, bist bereit. nicht du, sondern ein verteidiger wird eingetauscht, ein taktischer wechsel. das war es, du trittst gegen eine werbetafel und merkst wie dir die tränen in die augen steigen. du wirst nicht der held sein, heute nicht. Irgendwann?